Bereits in der Spätantike wurde Zülpich von den Römern durch ein Kastell auf dem Mühlenberg befestigt. Bis weit in das Mittelalter hinein wurde dieses römische Kastell von den Franken alsVerwaltungssitz des „Pagus Tolbiacensis“ (Zülpichgau) und als Pfalzort weiter genutzt.
Nach 1275 erbaute Erzbischof Siegfried von Westerburg zur Sicherung seiner Stadt eine erste Burg auf dem Areal des früheren Kastells am Mühlenberg. Er legte zugleich einen großzügig bemessenen Wallgraben rund um die Stadt Zülpich an, der weitgehend dem späteren Mauerring entspricht.
Bei kriegerischen Auseinandersetzungen um den Besitz der Stadt Zülpich zwischen den Kölner Erzbischöfen und den Grafen und späteren Herzögen von Jülich wurden die Stadt und ihre Befestigungsanlagen mehrfach zerstört und neu errichtet. Nach wechselnder Stadtherrschaft konnten sich die Kölner Erzbischöfe in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts endgültig in den Besitz der Stadt Zülpich bringen.
Die Erzbischöfe begannen mit dem Bau einer neuen Burganlage, die in den 1390er Jahren durch Erzbischof Friedrich von Saarwerden samt umlaufender Mauer und Stadttoren in Backsteinausführung vollendet wurde. Diese Burg mitsamt der Mauern und Tore ist im Kern bis heute erhalten.
Der hier errichtete Burgtyp ist charakteristisch für sogenannte „Landesburgen“ im Zuge des Ausbaus der Territorialherrschaft. Es handelt sich um eine im gotischen Baustil errichtete, 4-türmige Kastellanlage, die in den Mauerring der Stadtbefestigung integriert ist. Im Grundriss zeigt sich die Anlage als fast quadratischer 4-Flügelbau mit 3 Rund- und einem Viereckturm. Zur Anlage gehörte ein eigener, umlaufender Wassergraben mit Tor und Brücke zur Stadt und einem separaten Außentor.
Neben Lechenich, Linn und Kempen zählt die Landesburg Zülpich zu den letzten vier noch erhaltenen kurkölnischen Landesburgen des 14. Jh. im Rheinland und gilt der Denkmalpflege als „eine der wichtigsten und besterhaltenen gotischen Kastellanlagen am Niederrhein.“
Ende des 17. Jahrhunderts wurde die Burg von französischen Truppen in Brand gesetzt und war seitdem eine Ruine, die der Erzbischof schließlich an seinen dort ansässigen Vertreter, den Schultheiß und kurkölnischen Kellner (Steuerbeamter) Josef Eberhard Wachendorff, veräußerte. Dieser baute ab 1761 den Nordturm und ehemaligen Palas in barockem Stil zu Wohngebäuden um. 1847 gelangte die Burg durch Heirat an die Fabrikantenfamilie Sieger. Diese richtete auf dem Gelände der Burg eine Brandweinbrennerei ein. Aus dieser Zeit ist ein 1870 neu errichtetes Brennereigebäude erhalten. Im Bombenkrieg des Jahres 1944 wurde die Burganlage schwer beschädigt.
Nach 1956 wurden die Türme in zum Teil vereinfachten Formen saniert und wieder hergestellt. Die Außenmauern wurden bis auf Traufhöhe wieder hochgezogen. Zeitgleich erfolgte der Einbau neuer, moderner Fabrikationsgebäude für die Kornbrennerei im Burghof. Bis in die 1980er Jahre hinein diente die Burg weiterhin als Produktionsstätte des „Sieger-Korn“ und des hochprozentigeren „Alter Sieger“.
Nach langjährigem Leerstand erwarben 2003 Heribert Füngeling und Dietmar Bornkessel die Burg, die die Anlage nach Abruch von Lagerhallen und einem Kesselhaus freistellten und durch den Einbau moderner Wohn- und Arbeitsstätten sichern und erhalten. Im Sommer 2009 hat im Erdgeschoss der Zülpicher Geschichtsverein mit Unterstützung der Stadt Zülpich diese „Geschichtswerkstatt“ eingerichtet. Sie soll als außerschulischer Lernort der regionalgeschichtlichen Bildung und zugleich stadthistorischer Forschung und Präsentation dienen.
Anschrift
Mühlenberg 10
53909 Zülpich
Kontakt
Kontakt Burg: Dietmar Bornkessel, d.bornkessel@fuengeling.de, Tel. 02235/954367
Kontakt Ausstellung: Hans-Gerd Dick, HGDick@stadt-zuelpich.de, Tel. 02252/52212